Frau Prof. Dr. Doris Bosch von der Westfälischen Wilhelms Universität Münster, Institut für Theorie der Schule und Bildungsorganisation
von Dipl.-Sportlehrer Hans - F. Geil im Schwimmkurs vom 14.-21.07.1995 (Grundkurs) und vom 21.-28.07. 1995 (Vertiefungskurs) in Grasellenbach/Odenwald. Als Teilnehmerin/Beobachterin des oben angegebenen Schwimmkurses möchte ich folgende Beurteilungsaspektehervorheben: 1. Soziale Dimension: der Satz aus der Allgemeinen Pädagogik, dass man von niemandem etwas lernen kann, zudem nicht vorher eine positive soziale Beziehung aufgebaut wurde, gilt auch für den Schwimmunterricht. Durch Ruhe und Ausgeglichenheit sorgte Herr Geil zunächst für eine entspannte Atmosphäre, die Verkrampfungen und Ängsten entgegenwirkte. Jeder Kurs umfasste 6 Teilnehmer pro Gruppe,die nach Ähnlichkeiten im ersten Basisverhalten zusammengestellt wurden. So konnte vermieden werden, dass sich die Schere unterschiedlicher Voraussetzungen zu weit öffnete und sich das Gefühl einer Unter- bzw. Überforderung/Entmutigung entwickelte. Die Gruppengröße ermöglichte auch einen angemessenen Ablauf von Übungs - und Ruhephasen für die einzelnen Teilnehmer. Disponibilität (Beweglichkeit) kennzeichnete den Umgang des Schwimmlehrers mit den sehr altersheterogenen Gruppen, die Teilnehmer in den Kinder - und Erwachsenenkursen von 4-76 Jahren umfassten. 2. Methodische Dimension: Herr Geil geht von einer ganzheitlichen Konzeption des Schwimmenlernens aus, in dem er mit Grunderfahrungen beginnt, die die Tragfähigkeit des Wassers erleben lassen: Atemholen, Gleiten zuerst mit geschlossenen Augen, Wasserkontakt des Gesichtes. Die Hinzunahme der Arm- und Beinbewegungen führte im nächsten Ansatz bereits zum vollen Schwimmerlebnis, auch wenn einzelne Bewegungen noch nicht perfekt waren und gezielt angesprochen bzw. verbessert wurden. Ich halte den ganzheitlichen Ansatz aufgrund meiner Beobachtungen und Erfahrungen für effektiver als das Vorüben von Teilbewegungen, die danach erst zur vollen Schwimmbewegung zusammengefügt werden müssen. Die Effektivität des ganzheitlichen Vorgehens ist nicht nur technisch durch den schnellen Erfolg belegbar (nach 3 Tagen war die Schwimmbewegung vorhanden und wurde in 3-4 Tagen verbessert bzw. internalisiert), sondern auch durch Erfolgserlebnisse , die die Einsatzfreude steigern. Dies gilt auch für individuell gegebene Hilfen und Tipps, die den Fortschritt der Bewegung begleiteten, bis sich sachgerechtes Schwimmverhalten voll herausbildete und im Vertiefungskurs durch weitere Schwimmformen (z.B. Kraulen) ergänzt wurde. 3. Empirische Dimension:Besonders hervorzuheben ist die abschließende Analyse des Schwimmverhaltens, die Herr Geil nach Aufnahmen mit einer Video-Kamera am Schluss des Kurses durchführte. Einzelne Schwachpunkte konnten so von den Teilnehmern noch einmal aus der Perspektive des Beobachters distanziert beurteilt werden. Die Analyse ist sportwissenschaftlich besonders interessant, sie Erscheinungsformen des einzelnen Verhaltens als Daten für einen längeren Zeitraum vergleichbar macht und auch zur Herausbildung der von Herrn Geil heute angewandten Methode führte. 4. Zusammenfassung: Wie aus den ausgeführten Aspekten hervorgeht, ist Herr Geil ein ausgezeichneter Schwimmlehrer, der aufgrund seiner pädagogischen und psychologischen Fähigkeiten guten Kontakt zu Teilnehmern aller Altersgruppen gewinnt und sich verantwortungsvoll einsetzt, um individuell und umfassend zu einem sachgerechten Schwimm-verhalten zu führen. Es wurden nicht nur technische, sondern auch soziale und medizinisch- therapeutische Ansätze berücksichtigt, indem z.B. über die jeweiligen Muskelpartien informiert wurde, die durch bestimmte Übungen gekräftigt oder auch durch zu einseitiges Verhalten belastet werden können. Die Integration aller sachlich wichtigen Gesichtspunkte ist im o. a. Schwimmkurs voll gelungen.